Wir haben das grosse Glück - mit einem Versorgungsboot, welches eine Barke vor sich herschiebt - einen grossen Teil des Pantanal so zu erleben, wie es die Einheimischen auch tun ... es gibt hier keine Strassen.
Das Pantanal ist ein Gebiet der Superlative. Sein Name ist aus dem portugiesischen «Pantano», deutsch «Sumpf» abgeleitet. Es ist noch das weltweit grösste Feuchtgebiet … und beherbergt immer noch eine grossartige Fauna und Flora. Warum “immer noch”? Das Gebiet ist extrem - unter vielfältigem Druck.
Wie im Amazonas und anderen Orten auf unserem Planeten, wird auch diese grüne Lunge durch Brandrodung stark strapaziert … auf den Punkt gebracht: systematisch vernichtet!
Der Rio Paraguay fliesst durch traumhafte Landschaften und andere … warum andere? … weil das Pantanal grossflächig brennt, und dies nicht erst seit diesem Jahr. Wir riechen und sehen permanent den Rauch, Sonne und Sterne bleiben meist verdeckt. Die Sonne zeigt sich am Abend und am Morgen als roter Ball, welcher durch den Smoke dringt. Heute Morgen haben wir - weil wir der hohen Temperaturen wegen, mit offenen Fenstern schlafen - überall im Innern Russpartikel.
Die Flächenbrände sind gigantisch gross, werden meist mutmasslich gelegt, damit mehr und mehr Land für die Landwirtschaft - vorwiegend für die Fleischproduktion - genutzt werden kann. Fleisch, welches auch du möglicherweise verzehrst, wenn dein gekauftes Fleisch den Ursprung-Label “Brasilia” trägt. Wieviel Kühe pro Kilometer im Quadrat hier leben, und wieviel Urwald jährlich «geopfert wird» haben wir nicht erfahren können. Die Tatsache ist, dass es sehr, sehr wenig Kühe im Verhältnis zu den gerodeten Flächen sind. Wenn dir plötzlich die Lust auf dieses Fleisch vergeht … ist das auch nicht schlecht … das Pantanal dankt dir dafür!
Dass wir zusammen mit Mirj & Arda aus Zürich, mit unseren Casa Rodantes mitfahren können und am Leben der Menschen - von der Crew, über Gauchos, zu Familien mit Kindern und Babys, teilhaben dürfen, ist grossartig.
Mirj und& Arda trafen wir spontan. Sie erzählten uns von ihrer kurz bevorstehenden Option der mehrtägigen Fahrt auf dem Wasserweg. Auch, dass es noch ein zweites Fahrzeug bräuchte. Die Besitzer der Boote fahren dann, wenn das Boot bis auf den letzten Quadratmeter ausgebucht ist. Wir nutzten spontan diese Option!
Auf den Barken wird alles transportiert - was in der Gegend benötigt wird. So Kühlschränke, Kochherde, landwirtschaftliches Material, aller Gattungen und sonstige Produkte wie Dünger, Pferde, Kühe, Fahrzeuge, Baumaterialien, und wie dieses Mal … vier Langzeitreisende aus der Schweiz, mit ihren rollenden Unterkünften.
Wir geniessen das entschleunigende Reisen auf dem Wasser, die Kontakte mit den zufriedenen, fröhlichen einheimischen Menschen jeden alters und das Essen, welches der Koch aus seiner winzigen
«Ein-Quadratmeter-Küche» zaubert.
Die Barke wird immer wieder mit reiner Muskelkraft be- und entladen. Kein Platz, welcher belegt werden kann, bleibt ungenutzt :-)
In und aus unserem Expi, kommen wir nur durch «spektakuläre» Turnübungen – enger hat die Zuladungen nicht sein können. Die Einheimischen schlafen in ihren Hängematten, wo immer Platz ist. Am Tag sitzen wir auf aufgestapelten Düngersäcken, Kühlschränken oder sonst wo, von wo aus sich das an uns vorbeiziehenden Pantanal gut beobachten lässt.
Während den pechschwarzen Nächten, werden wir teilweise wach ... mittels kleiner Beiboote wird Ware während der Fahrt umgeladen und an Land gebracht. Teilweise stoppt der Transport, indem das Beiboot die Barke an den Sandstrand schiebt und so auch gröberes ausgeladen werden kann … alles passiert mit Muskelkraft. Einen Kran gibt es weder auf dem Boot noch an Land.
Wir erleben die Natur hautnah. Erfreuen uns der Vögel und Säuger, die sich ans Wasser trauen. Riechen aber auch dauernd die Brandherde und sehen, wie das Land leidet, eingeäschert wird und langsam stirbt … glücklicherweise gibt es Landstriche, die sich langsam erholen, wenn nicht eine neue Lunte gelegt wird.
Haben aus verlässlicher Quelle erfahren, dass arme Menschen mit geringem «Köder-Geld» dazu gebracht werden, die Brandherde zu entfachen. So sind Diejenigen, welche Rodungen initialisieren, immer auf der “sichereren” Seite … sie, sind ja nicht die Übeltäter … und können das Land dann nutzen wie geplant. Die Korruption arbeitet mit, indem es kaum zu einer Aufdeckung und Strafverfolgung kommt.
Diese mafiosen Machenschaften werden so lange weitergehen, bis es nichts mehr zu roden gibt - es ist ja bei weitem nicht das Einzige, was die Natur auf unserem Planeten drangsaliert … der Kollaps steht ultimativ vor der Tür … die Frage ist nur wer - oder was, als erstes den Stecker zieht … und damit eine irreversible Kettenreaktion auslöst … oder im letzten Moment noch das Inferno verhindern will und kann.
Am letzten Tag um 02.00 - mitten in der stockdunklen Nach «landen» wir.
Alles was nicht bereits unterwegs gelöscht wurde , wird jetzt ausgeladen … und ganz am Schluss auch unsere beiden Fahrzeuge … so spektakulär diese auf die Barke kamen - fuhren wir diese auch wieder in die dunkle Nacht … und sind heilfroh, dass bei dieser letzten Aktion alles rund läuft. Wir schlafen, wo wir an Land gehen und … staunen am Morgen, dass direkt vor unserer Nase eine Familie auf einem Hausboot lebt … und Jaguar-Beobachtungsfahrten anbietet.
Wir fragen den Mann, ob er mit uns rausfahren kann. Wir ziehen erneut das Glückslos … diesen Tag, werden wir wie die Tage auf der Barke nie vergessen.
Nach unserer Fluss-Fahrt und der Jaguar-Pirsch, geniessen wir auf der Fahrt nach Poconé nochmals unzählige Brücken.
Übernachten auf einer Farm ... und unsere Wege trennen sich am Morgen wieder - Mirj & Arda fahren weiter nach Bolivien. Wir bleiben im Kontakt!